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Gülleselbstfahrer: wenn Großtraktoren zu klein sind
Gülleselbstfahrer sind spezialiserte LKW für den Straßen- und den Feldeinsatz. Sie zeichnen sich durch eine extreme Geländegängigkeit und eine besonders hohe Transportkapazität aus. Mit einem Gülleselbstfahrer können innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Flüssig-Nährstoffen oder Pflanzenschutzmittel aufgebracht werden. Darüber hinaus verfügen dieses Spezialtransporter über einen normale Straßenzulassung. Im Handling und im Komfort sind sie deshalb, trotz einer stellenweise sehr ungewöhnlichen Auslegung, problemlos zu betreiben.
Gülleselbstfahrer sind die Antwort auf die Anforderungen der modernen Landwirtschaft. Angesichts wesentlich vergrößerter Anbauflächen und Monokulturen ist technisch komplexe Multifunktions-Lösungen nicht immer die beste Wahl. Auch dann nicht, wenn es sich dabei um Schlepper der höchsten Leistungsklasse handelt. Um auf die riesigen Felder von heute effizient Gülle und anderes, flüssiges Gut aufbringen zu können, sind Gülleselbstfahrer die passendere Option.
Selbstfahrer in der Landwirtschaft
Auch wenn die Futterernter und Güllewagen ein noch recht ungewöhnlicher Anblick sind, die Idee vom monofunktionalen, landwirtschaftlichen Arbeitsfahrzeug ist nicht neu. Der bekannteste Vertreter der Selbstfahrer ist der Mähdrescher. Die Maschinen waren in ihrer originären Funktion den Traktoren mit angebauten Mähwerken stets weit überlegen. Der Preis für diese Monofunktionalität ist indes hoch: Außerhalb der Erntesaison steht der teure Mähdrescher ungenutzt in der Halle und nimmt Platz weg.
Dennoch: Ab einer gewissen Größe ist auch der leistungsstärkste Traktor nicht mehr effizient für alle Aufgaben einsetzbar. Wie bei den Mähdreschern sind deshalb auch die Gülletanker aufgrund ihrer höheren Leistungsfähigkeit überlegen. Bei anderen Einsatzgebieten, beispielsweise der Weinernte, sind nur monofunktionale Selbstfahr-Geräte einsetzbar um die gewünschte Effizienz zu erreichen.
Technische Besonderheiten vom Gülleselbstfahrer
Ein Gülleselbstfahrer unterscheidet sich von seiner grundsätzlichen Konfiguration nicht wesentlich von einem Tanklaster. Wie seine Fernlast-Verwandten auch, besteht der Gülleselbstfahrer aus einer Fahrerkabine, einem starken Antriebsmotor, einem Fahrwerk und dem Tank. Der Gülleselbstfahrer verfügt zusätzlich über ein Pumpwerk und über Anschlussmöglichkeiten für Geräte zur Ausbringung der Gülle. Dies können Spritz- oder Schleudersysteme sein. Dazu haben die Gülleselbstfahrer eine Zapfwelle am Heck. Auch das Anbringen eines Grubbers, welcher die eingebrachte Gülle direkt in das Erdreich einarbeitet, ist mit einem Gülleselbstfahrer möglich.
Motor, Fahrwerk und Bereifung sind bei einem Gülleselbstfahrer jedoch auf eine bestmögliche Ackertauglichkeit ausgelegt, ohne dabei die Fähigkeit zum Befahren normaler Straßen zu verlieren. Ackertauglichkeit bedeutet jedoch nicht "Geländetauglichkeit": Ein Gülleselbstfahrer muss seine Arbeit verrichten, ohne dabei die Oberschicht des Ackers zusehr zu verletzen. Aus diesem Grund ist die Bereifung der Gülleselbstfahrer den Rädern von Forstfahrzeugen sehr ähnlich: Breite Ballinreifen mit niedrigem Querschnitt versprechen hier die geringsten Bodenpressungen, um Verdichtung und Durchfurchung im Rahmen zu halten.
Das größte Charakteristikum von einem Gülleselbstfahrer ist jedoch sein Tank. Die heute verfügbaren größten Modelle erreichen ein Volumen von bis zu 30 Kubikmeter. Größere Tanks sind bereits in Planung. Jedoch bekommt man ab dieser Größe wieder Schwierigkeiten mit der Achsauslegung, so dass hier in Zukunft Multiachsen-Fahrzeuge zu erwarten sind.
Einen sehr ungewöhnlichen Weg ging das Unternehmen "Challenger" mit seiner "Terra Gator" Baureihe. Diese Gülleselbstfahrer waren mit einem Dreirad-Fahrwerk ausgestattet. Damit nimmt Challenger die alte "International" US-Bauweise von Traktoren wieder auf: Durch das einzelne Vorderrad bzw zwei sehr eng zusammenstehenden Vorderräder wird die Spurtreue und Geradlinigkeit in der Arbeitsweise wesentlich verbessert. Challenger ist es beim "Terra Gator" darüber hinaus gelungen, das Dreirad-Konzept mit einem Allrad-Antrieb auszustatten. Ein stufenloses Getriebe verbesserte den Fahrkomfort um ein Weiteres. Dennoch konnte sich der dreirädrige Terra Gator am eng umgrenzten Markt der Gülleselbstfahrer nie so recht durchsetzen.
Im Wesentlichen handelt es sich bei einem Gülleselbstfahrer um ein Tankfahrzeug. im Selbstfahrer-Markt gibt es davon noch mehrere Maschinentypen. Auch für das Ausbringen von Pflanzenschutzmittel werden Selbstfahrer hergestellt. Synergetische Lösungen gibt es indes kaum. Es ist jedoch naheliegend, dass die selbstfahrenden Tankfahrzeuge in der Landwirtschaft in Zukunft so multiunktional wie möglich ausgestattet werden. Diesen Weg geht beispielsweise das niederländische Unternehmen "Ploeger, dessen - wieder dreirädriger - Selbstfahrer mit einem Wechseltank ausgestattet ist. Das vom Unternehmen als "Applikationsmaschine" angepriesene Gerät ist tatsächlich in der Lage, wahlweise Gülle, Flüssigdünger oder sogar Kalk auf den Feldern zu verteilen.
Herausforderung Gülleselbstfahrer gebraucht kaufen
Der Markt für diese Spezialtransporter ist seit jeher extrem eng. Diese Fahrzeuge haben tendenziell einen noch eingeschränkteren Arbeitsbereich als die Mähdrescher. Sie waren daher von Beginn an Investitionsgüter für Großbetriebe, Agrarkonzerne oder Lohndienstleister. Innovationsdruck und mangelnde Akzeptanz am Markt haben diesen speziellen Fahrzeugen zusätzlich Hürden bereitet. Dem entsprechend präsentiert sich der Markt heute extrem bereinigt. Für gebrauchte Gülleselbstfahrer hat das widersprüchliche Auswirkungen
Einerseits sind gebrauchte Gülleselbstfahrer stellenweise für erstaunlich geringe Preise erhältlich. Leistungsstarke Geräte aus der ersten Hälfte der 2000er Jahre sind durchaus für unter 10.000 Euro zu finden. Doch über ein Schnäppchen sollte man sich bei solchen Angeboten für gebrauchte Gülleselbstfahrer nicht zu früh freuen. Es gab nie besonders viele Hersteller für diese Fahrzeuge. Und von denen, die es gab, haben viele wieder aufgegeben. Heute sind nur noch eine Handvoll Unternehmen übrig, die sich mit diesen Fahrzeugen beschäftigen. Bei einem gebrauchten Gülleselbstfahrer schwingt deshalb immer das Risiko mit, dass die Beschaffung von Ersatzteilen zu einem Problem werden kann. Zwar sind diese Fahrzeuge modular und nach Möglichkeit aus dem Lieferprogramm der Zulieferer zusammen gebaut. Dennoch kann es bei Spezialteilen zu unerwarteten Verzögerungen oder Mehrausgaben kommen, wenn das Bauteil erst aufwändig wieder angefertigt werden muss.
Dennoch: Als Neufahrzeug liegen diese landwirtschaftlichen Spezialfahrzeuge im Über 150.000 Euro bereich. Das ist auch verständlich, wird doch kaum ein Gülleselbstfahrer mit einem Motor unter einer Leistung von 300 PS ausgestattet. Ein wesentlich preiswerterer, gebrauchter Gülleselbstfahrer kann für einen professionellen Lohndienstleister deshalb ein perfekter Start in die Erweiterung seiner Angebotspalette sein. Für diese spezielle Zielgruppe sind diese Spezialfahrzeuge die perfekte Ergänzung zum Mähdrescher: Ist die traditionelle Erntemaschine vor allem im Spätsommer und Herbst im Einsatz, wird der Gülleselbstfahrer im Frühling gebraucht. Mit der Ergänzung seiner Angebotspalette um einen gebrauchten Gülleselbstfahrer sichert ein Lohndienstleister seine ganzjährige Auslastung. Die Voraussetzung dafür ist lediglich ausreichend Garagenplatz.
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